Fridolin macht sich weiterhin prächtig. In den letzten Tagen hat er noch mal einige Sprünge gemacht: vor allen Dingen fixiert er jetzt Dinge, die hin interessieren (idealerweise Rasseln und Wasserflaschen aus Plastik, aber natürlich auch Bücher, Mobiltelefone, Sonnenmilchflaschen und anderes, was man besser nicht ablecken sollte). Und wenn diese Dinge irgendwie in seiner Reichweite sind, schafft er es auch, sich dorthin zu ramenteln. Es ist kein wirkliches Krabbeln, eher eine Mischung aus Rollen und Robben, Arme ausstrecken und wild mit den Beinen rudern, aber irgendwie bringt es ihn in die Richtung, in die er will. Zwar geht es langsam, aber einen Meter oder zwei schafft er so schon mal. Und auch äußerlich geht es voran: gefühlt wird er immer größer und schwerer, und er hat inzwischen einen immer dichteren hellblonden Schopf.
Was auch neu ist: Inzwischen fängt er an, sich für allerlei Dinge, also Gegenstände zu interessieren. Bislang haben ihn eigentlich nur andere Menschen interessiert (seine Eltern, Latinas, andere Kinder etc.). Inzwischen schaut er sich schon mal interessierter Tiere an - Hunde, oder auch Vögel. Und auch bei den Dschungelwanderungen nimmt er die Atmosphäre recht interessiert auf, und reckt den Kopf um die riesigen Urwaldbäume zu bewundern. Das war in Berlin noch anders - da war er meist schon an der ersten Straßenecke eingeschlafen, wenn wir das Haus verlassen haben. Aber da gibt es ja auch keine Urwaldbäume.
Ansonsten haben wir uns ganz gut im Reisemodus eingeschliffen. So kompliziert war es auch bisher nicht, mit Kind zu reisen.
- Essen ist das kleinste Problem - da wird er gestillt, und fertig. Da er sich ganz enorm dafür interessiert, wenn seine Eltern essen oder trinken, haben wir ihn auch schon mal ein paar Sachen probieren lassen - Fruchtsäfte und Wasser vor allem, aber auch schon mal ein Stück Banane. Mit unterschiedlichem Erfolg: süße Säfte (Mango, Melone) sind prima, Wasser auch. Orangensaft wird mit einem sehr entgeisterten Gesichtsausdruck quittiert.
- Waschen ist ein ständiges Thema, denn mit so einem Kind hat man natürlich ständig schmutzige Wäsche. Auf dem INCAE-Campus hatten wir praktischerweise noch eine eigene Waschmaschine; hier im Hostel kann man waschen lassen, für einen kleinen Obulus. Die Sachen kriegt man noch am selben Tag getrocknet zurück, und weiß danach auch welche Klamotten für den Trockner geeignet waren - und welche nicht.
- Windeln sind kein Thema, bisher zumindest nicht. Supermärkte und Drogerien / Apotheken haben immer welche da, hier in Monteverde können wir uns sogar aus drei Marken eine aussuchen.
- Baden war uns bisher zu kompliziert, stattdessen nehmen wir den Kleinen mit unter die Dusche. Das war ihm anfangs nicht ganz geheuer, inzwischen lässt er es über sich ergehen. Zwar nicht so begeistert wie das Baden - das findet er prima - aber zumindest ohne Gezeter. Wenn wir dann wieder an der Küste, in wärmeren Gefilden sind, haben wir hoffentlich einen Pool, in den wir ihn mitnehmen können.
- Schlafen war bei ihm zum Glück noch nie ein Problem, und das ist hier auch so geblieben. Den Jetlag hatte er ratzfatz überwunden, und meldet sich jetzt wenn es morgens hell wird (so gegen fünf), lässt uns dankenswerterweise aber auch noch mal weiterschlafen, und knackt selbst auch ganz gern noch mal weg, bevor es dann um halb sieben oder so ernst wird. Was übrigens in den Tropen eine sehr vernünftige Zeit ist, um den Tag zu beginnen, da es ja ab 9-10 Uhr richtig warm werden kann. Als Schlafplatz hat er sein eigenes Mini-Zelt dabei, komplett mit selbstaufblasender Isomatte und Mückenschutz.
- Spielen ist ebenfalls kinderleicht. In Costa Rica ist es, wie auch in den USA und anderen englischsprachigen Ländern, üblich, dass eine gepolsterte Tagesdecke (quasi eine große Steppdecke) zum Bettzeug gehört. Einmal gefaltet gibt diese eine prima Spieldecke ab, so dass der Kleine nicht auf dem Steinfußboden liegen muss - den er trotzdem enorm faszinierend findet! Als Spielzeug nimmt er alles, was er kriegen kann (und seine Eltern ihm nicht wieder wegnehmen - s. Handys). Gerade sind es eine leere Wasserflasche (aus Plastik), und auch das laminierte Faltblatt zur Bestimmung der tropischen Vögel findet er enorm faszinierend.
- Mücken waren übrigens bisher kein Thema - denn zum einen sind wir dafür im Moment zu hoch, zum anderen ist noch Trockenzeit. Richtig fies wird es hier mit den Mücken erst so ab Juni, Juli. Wir schmieren ihn zwar immer ein mit Baby-Mückenzeug, aber das ist wohl eher um uns selbst zu beruhigen.
- Unterwegs sein geht recht einfach. Meist haben wir ihn in der Trage dabei - eine weise Idee, wie uns vorhin noch mal klar wurde, als wir sahen wie ein anderes Elternpaar mit einem Kinderwagen über die staubig-steinige Dorfstraße rumpelte. Übrigens aus naheliegendem Grund der erste Kinderwagen, den wir hier in Monteverde gesehen haben. In der Trage rumgetragen zu werden gefällt ihm meist auch ganz gut; in der Regel schläft er so nach einer halben Stunde ein, spätestens. Einziger Nachteil: das Kind ist gut ausgeschlafen, wenn wir nachmittags etwas erschlagen von unseren Dschungeltouren nach Hause kommen. Und wenn wir dann ganz gerne etwas ausruhen würden, ist er voller Energie und Tatendrang, und will bespaßt werden.
- Selber essen hatten wir uns schwieriger vorgestellt. Auf dem INCAE-Campus in den ersten Wochen war das sehr angenehm einfach, da haben wir ihn einfach einer seiner Latina-Verehrerinnen in die Hand gedrückt, und konnten selbst entspannt essen. Jetzt nehmen wir ihn meist in der Trage mit (leider haben wir kein Restaurant in Babyphon-Reichweite). Idealerweise schläft er dann in der Trage, dann besteht die größte Herausforderung darin, ihn nicht beim Essen vollzukleckern. Wenn er wach ist (und dann meistens etwas unleidlich, da müde), wird es etwas anstrengender. Prima sind übrigens die Frühstücke hier im Hostel, denn da gibt es einige Hängematten, in denen man ihn parken kann.
Vielleicht das beste daran, Fridolin als Reisegefährte dabei zu haben, ist aber der Kontakt zu anderen - zu Mitreisenden, aber auch zu den Ticos, den Costaricanern. Zum einen hat man ein hervorragendes small-talk-Thema - und die üblichen Brocken (EsisteinJunge, EristsechsMonatealt, EristunsererstesKind, jaeristimmersoruhigundsofröhlich) gehen uns inzwischen auch auf Spanisch ganz gut über die Lippen. Und mit seiner einnehmend-charmanten Art und seinem gewinnenden, zahnlosen Strahlen verzaubert er auch sofort alle Busfahrer, Kassierer, Kellner, ebenso wie die Mitreisenden im Bus oder bei der Dschungeltour. Selbst diese Momente zwischendrin, die eigentlich total öde und dröge sind - wie eine halbe Stunde an einem Parkplatz im Regen auf den verspäteten Bus warten - werden so auf einmal unterhaltsam, weil Frido hemmungslos mit den Umsitzenden flirtet und die ganze Bushaltestelle unterhält. Gerade die Ticos sind von Kindern schwer begeistert - und jung und alt, Mann und Frau haben kein Problem damit, sich zum Affen zu machen um Fridolin eines seiner zahnlosen Lächeln zu entlocken.
mitgebrachte Rasseln und Kuscheltiere = uninteressant;
leere Wasserflasche = FASZINIEREND!
Schwierig wurde es eigentlich nur einmal - gestern, bei der Nachtwanderung durch den Dschungel. Das war ihm dann wohl doch etwas zu viel auf einmal - die Dunkelheit, die fremden Geräusche, etc.; jedenfalls war er für eine Viertelstunde nicht zu beruhigen. Das war für uns weniger dramatisch - unangenehmer war die Vorstellung, dass er mit seinem Geschrei und Genöle alle nachtaktiven Tiere weit und breit in die Flucht schlägt, und deshalb die ganze Gruppe sauer auf ihn bzw. auf uns ist. Aber selbst dort gab es einiges an Verständnis - ein junger Amerikaner erzählte uns mitleidig, wie seine junge Tochter in dem Alter mal ein ganzes Flugzeug auf einem Transatlantikflug vom Schlafen abgehalten habe. Da schien unsere Lage schon weniger dramatisch, zumal nach einer Viertelstunde dann auch Ruhe war, und wir schließlich doch noch unsere nächtliche Begegnung mit der lokalen Fauna hatten. Aber dazu mehr in einem anderen Post...
Ihr Lieben,
AntwortenLöschennun habe ich auch am Urlaubsort Euren Blog gefunden und die letzten Kommentare gelesen - vielen Dank, da kann man sich so richtig vorstellen, wie Ihr zur Zeit lebt!
Schöne Ostergüße,
Gisela
Wir finden es prima, dass ihr uns so ausführlich an euren Erlebnissen in Costa Rica teilnehmen lasst; und ihr habt ja wirklich viel zu erzählen. Schön, dass es offenbar allen Dreien gut geht und ihr viel Interessantes erlebt. Lasst es euch weiter gut gehen, und passt auf euch auf. Wir fahren jetzt nach Bonn.
AntwortenLöschenAuch von uns österliche Grüße
die Eltern aus Springe