Sonntag, 1. April 2012

Mit dem Superbaby in die grünen Berge

So, jetzt aber der Reihe nach: am Mittwoch war der letzte Tag des Kurses - also hieß es packen, Abschied nehmen von Kollegen, Teilnehmern, den Leuten von der INCAE-Business School, und von unserem netten kleinen Bungalow - und dann ab in die grünen Berge, nach Monteverde. Dorthin ging es zu viert: Jürgen hatte sich unserer kleinen Reisegemeinschaft angeschlossen, Benny Ex-Chef von der DEHSt, der als einer der Redner zum Kurs gekommen war, und noch ein paar Tage drangehängt hat. Genau wie wir quasi, nur etwas weniger Tage.

Angela und Jürgen, der alte Costa-Rica-Fuchs

Vor der Busfahrt von San José nach Monteverde hatten wir etwas Bammel gehabt - nicht wegen der Busse, oder wegen der Straßen, denn die sind beide ganz ok. Naja, bis auf die letzten Kilometer vor Monteverde, da wird es noch mal recht abenteuerlich. Die Details lasse ich jetzt mal weg, damit sich die Großeltern nicht unnötig sorgen. Aber Bammel vor der Busfahrt hatten wir aus einem ganz anderen Grund - weil wir nicht sicher waren, wie Frido die Busfahrt überstehen würde, immerhin über vier Stunden Gejuckele und Geruckele durch die costaricanischen Berge. Mit einem Wort: es war grandios. Die erste Hälfte hat Fridolin im Wechsel seine Eltern, das Kleinkind in der Sitzreihe hinter uns, oder die anderen Buspassagiere angestrahlt. Und die zweite Hälfte, als es schon dunkel wurde und über eine zunehmend holprige Schotterpiste in engen Kurven rauf nach Monteverde ging - die hat er einfach verschlafen, und sich auch von der Salsa-Beschallung im Bus nicht groß beeindrucken lassen. Das costaricanische Kleinkind aus der Reihe hinter uns war da übrigens schon längst am quengeln... Als wir dann schließlich etwas erschöpft in unserem Hostel in Monteverde angekommen waren, war Fridolin, das Superbaby, noch frisch wie der junge Tag und bestens aufgelegt.

Superbaby nach viereinhalb Stunden Busfahrt

Die nächsten Tage haben wir dann genutzt, um die berühmten Nebelwälder um Monteverde zu erkunden. Der Ort trägt seinen Namen vollkommen zurecht: die Berge müssen sich nicht verstecken (wir sind auf 1,600 Metern, und es geht noch mal Tausend weiter rauf, wenn man will). Und grün ist es auch, aber hallo! Durch die Berge gibt es viel Regen, und dementsprechend viel Grün. Die grünen Berge haben wir in den letzten Tagen auf verschiedene Weise erkundet, ganz klassisch, zu Fuß auf Wanderwegen, auf einem "SkyWalk" über Hängebrücken durch die Baumwipfel, und - sehr touristisch, aber mächtig cool - an Drahtseilen aufgehängt über die Wipfel hinwegrasend. Aber dazu gleich mehr.

Soviel zum Thema "verde"

Zunächst haben wir uns also die Nebelwälder erwandert: zivilisiert auf dem Boden (auf recht guten Wegen), oder abenteuerlicher in luftiger Höhe auf allerlei Hängebrücken, die durch die Wipfel führen. Von wo aus man sehr direkt zuschauen kann, wie es in den Wipfeln zugeht: die alten, großen Urwaldbäume sind ja so eine Art Wohngemeinschaft, wo sich Dutzende von Arten (Flechten, Lianen, Orchideen, und natürlich der Baum selbst) zusammengetan haben. Durch die Höhe ist das Klima in den Wäldern übrigens sehr angenehm zum Laufen - nicht zu kalt, nicht zu warm, nicht zu trocken, nicht zu feucht. Naja, im Prinzip ist es schon recht feucht (Nebelwald eben), aber an den beiden Tagen, an denen wir unterwegs waren, war es angenehm sonnig und insgesamt trocken. Wobei es im Wald natürlich eher schattig als sonnig ist, diese tropischen Wälder sind ja gerne etwas dichter.

Über der ganzen Szenerie liegt dann noch ein beeindruckender Geräuschteppich der verschiedenen Vogelarten, die alle in diesen Wäldern leben - einige klingeln wie Türschaniere, andere wie Telefonklingeln oder Alarmanlagen, andere produzieren sphärische Klänge, wie diese Metallröhren die man in den Wind hängt - und die meisten zwitschern und flöten einfach fröhlich vor sich hin. Natürlich hört man viel mehr Vögel als man sieht, aber einige haben wir dann doch entdecken können. Ohne natürlich zu wissen, was genau wir dort sehen. Das Spektrum reicht von meisengroßen Piepern in gelb-schwarz oder schwarz-orange bis hin zu recht großen, schwarzen Vögeln mit blauem Kopf, die von Ast zu Ast durch den Baum hüpfen anstatt zu fliegen, und die wir - als ornithologische Totalausfälle, die wir nun mal sind - "Baumhühner" getauft haben.

Sehr selten: die rotbehütete Angela (flohris görlachiensis) mit orangebehütetem Nachwuchs

Von der Urwaldszenerie lässt sich übrigens auch Fridolin durchaus beeindrucken. Normalerweise ist er ja nicht so leicht durch äußere Einflüsse zu beeindrucken (mit Ausnahme seiner Eltern und diverser chicas, da ist er schnell dabei). Aber im Urwald war er doch sichtlich angetan, und hat mit weit aufgerissenen Augen die großen Urwaldbäume angestarrt, den Kopf zum grünen Himmel hochgedreht, und die imposante Geräuschkullisse in sich aufgesogen. Zumindest für die ersten 20-30 Minuten, dann ist der Speicher voll, und er knackt weg.


Durch den Dschungel wandern ist ja schön und gut, und man sieht natürlich auch viel mehr Tiere so. Wesentlich aufregender aber ist es, mit einer Rolle an einem Drahtseil eingehängt über die Wipfel hinwegzudüsen. Von Flora und Fauna kriegt man so natürlich nicht mehr viel mit, und es ist unbestreitbar eine sehr touristische Aktivität. Aber es macht jede Menge Spaß, und setzt mächtig Adrenalin frei. Und Angela und Fridolin sind übrigens nicht mit dabei, die sind am Boden geblieben, während Jürgen und Benny dem kleinen Jungen in sich freien Lauf gelassen haben.

die etwas andere Art, den Dschungel zu erkunden

Zwischendurch sind wir auch noch einen Tag zu Hause geblieben - Benny hatte leider noch etwas (letzte) Arbeit zu erledigen, und außerdem ist so ein Tag ja auch ganz praktisch zum Einkaufen, Wäschewaschen, Blog-Einträge nachtragen bzw. Fotos ergänzen, was halt so anliegt. Und wie wir feststellen durften: Kommt der Tourist nicht in die Natur, dann kommt die Natur halt zum Tourist. Hier in Form eines Tukan, der leider gegen unsere Scheibe gedonnert ist, und danach erst mal ziemlich perplex auf dem Balkon saß und nicht mehr wusste wo vorne und hinten und oben und unten ist. Zum Glück hat er sich wieder halbwegs berappelt - was uns aber Zeit gegeben hat, ihn aus nächster Nähe zu bewundern.

Freddy, unser Hostelier, mit Tukan, Fridolin findet seinen Daumen spannender

2 Kommentare:

  1. Am Drahtseil schweben ist immer gut - auch für die lädierte Wade der Nation ;). Wenn ich eure Fotos sehe und besonders den Bericht vom 1.4. lese, dann überkommt mich doch gleich wieder ein akuter Fernwehschub. Ich glaube, da muss ich auch mal hin. In Süd- und Mittelamerika war ich schließlich bisher noch gar nicht. Wird höchste Zeit!

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  2. Damit hier keiner dumm sterben muss: bei den Baumhühnern handelt es sich übrigens um den schwarzem Guan, chamaepetes unicolor. Und die Hühnerassoziation war gar nicht so weit hergeholt: bei den Einheimischen ist der Vogel auch als "flying soup" bekannt, weil ab und zu mal einer im Kochtopf landet.

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