Freitag, 27. April 2012

Bei den Brüllaffen am weißen Kap

Heute ist Regentag. Der Regen ist für tropische Verhältnisse recht gemäßigt - da haben wir hier schon ganz anderes erlebt. Dafür nieselt und plätschert es schon den ganzen Tag konstant vor sich hin, seit Bennys frühmorgendlichem Lauf zum Sonnenaufgang. Und vielleicht auch schon davor, wer weiß. Macht aber nichts - der Regen liefert uns den perfekten Anlass, mal einen ganz ruhigen Tag einzuschieben (also: noch ruhiger als die meisten Tage es hier sowieso sind), nach Herzenslust mit dem Kleinen zu spielen und zu schmusen, und die Vorzüge unserer neuen Bleibe zu genießen. Jaha, Wir sind nämlich schließlich doch noch fündig geworden auf unserer etwas beschwerlichen Suche nach einer schönen Ferienwohnung.

 

Dafür haben wir es jetzt besonders prächtig getroffen: Für diese Woche wohnen wir in einem kleinen Häuschen mit großer Veranda davor, in den Hügeln oberhalb von Montezuma, umgeben von Dschungel und mit einem atemberaubenden Blick aufs Meer hinab und die Küste herunter. An klaren Tagen - also, nicht heute - kann man den ganzen Golf von Nicoya überblicken und die Berge auf der anderen Seite, und nachts sieht man sogar einige Lichter der Ausläufer und Vororte von San José. Heute, naja, kann man immerhin noch die Küstenlinie bewundern, und ansonsten die Stelle suchen, wo der Himmel ins Meer übergeht.


Das Beste am Haus - finden wir - ist die riesige Veranda, komplett mit Liegestühlen und einer wunderbaren Hängematte mit Meerblick. Sanft in der Hängematte baumeln, den Blick über den Pazifik schweifen lassen, das schlafende Kind an der Schulter; so lässt es sich schon mal aushalten.

Aussicht auf den Pazifik - a view and a half

Fridolins Favorit ist der schöne, polierte Holzfußboden im - ebenfalls recht großen - Wohnzimmer. Der ist nämlich glatt genug, dass er prima darauf herumrobben kann. Inzwischen kommt er dabei recht flott voran - siehe auch das Filmchen.


Abgesehen von Veranda und Fußboden freuen wir uns vor allem über die prima und komplett eingerichtete Küche, so dass wir auch mal etwas anspruchsvollere Gerichte als Pasta mit Tomatensauce in Angriff nehmen können. Sogar Geschirrhandtücher gibt es - zum ersten mal in den fünf Wochen, die wir jetzt in diesem Land reisen!


Die Außendusche im Grünen
- es gibt auch noch eine "richtige" Dusche im Bad

Neben unserem Haus gibt es hier noch drei weitere Casitas, die über die umliegenden Hügel verteilt sind, und in der Mitte ein Pool. Der Pool hat ebenfalls eine grandiose Aussicht (also, im Prinzip die gleiche wie unsere Veranda), und ist so gebaut, dass man die Aussicht auch aus dem Wasser heraus genießen kann; wenn man auf den Rand des Pools zuschwimmt, scheint es, als schwimme man auf den Horizont zu. Fridolin hat für diese Nuancen natürlich kein Auge, ihm genügt es, dass wir fast jeden Tag mit ihm Planschen gehen. Auch wenn er danach regelmäßig völlig ausgepowert ist.




Die ganze Anlage ist umgeben von Dschungel - das nächste Haus ist gerne einen Kilometer weg. Dadurch ist es wunderbar ruhig hier - in dem Sinn, dass man kaum menschengemachte Geräusche hört. Dass es nicht still ist, dafür sorgen schon die verschiedenen Grillen, Frösche, Vögel und sonstiges Getier. Einige davon sind regelmäßige Besucher (sie würden es vermutlich genau andersrum sehen: regelmäßig übernachten Menschen in ihrem Revier). Darunter ein Pärchen von Agutis und ein Coati (Nasenbär), die regelmäßig vorbeikommen und aus sicherer Entfernung schauen, was wir hier so treiben. 

eine Hälfte des Agutipärchens...
... und das Coati, das wir Paule getauft haben
Und dann sind da natürlich noch die Brüllaffen, die die umliegenden Wälder bevölkern, und die sich immer etwas zu erzählen haben. So ist das Affengebrüll eigentlich ständig zu hören, von früh morgens bis spät abends, von näher und von ferner. Vom Ort Montezuma dagegen hört man nichts, und von der Straße dorthin fast nichts. In den Ort runter sind es etwa zwei Kilometer - was man bergab noch gut laufen kann, für den Rückweg nehmen wir uns dann doch lieber ein Taxi, und sparen uns den schweißtreibenden, knackigen Anstieg. Auf der anderen Seite geht gleich neben unserem Haus ein kleiner Pfad hinab zum Fluß - der gleiche Fluß, der etwas weiter unten als Wasserfall zu Tal rauscht. Hier plätschert er aber noch recht freundlich über allerlei Felsen, zwischen denen es sich sogar einigermaßen baden lässt.


Der zweite gute Grund, heute einen ganz besonders ruhigen Tag einzuschieben, ist, dass wir gestern schon mächtig aktiv waren. Es galt, die Südspitze der Nicoya-Halbinsel zu erkunden, das Cabo Blanco (weißes Kap). Die Gegend ist der älteste Nationalpark Costa Ricas und wird nächstes Jahr 50 Jahre alt. Die Entstehungsgeschichte ist recht spannend: Geschaffen wurde der Park von einem schwedisch-dänischen Pärchen, Olof Wessberg und Karen Morgensen, die bereits in den 50er Jahren nach Montezuma kamen, als der Ort noch ein winziges Fischernest war. Dort haben sie sich eine einfache Hütte unmittelbar am Strand gebaut und von den Früchten des Waldes gelebt - quasi die ersten Aussteiger, die nach Montezuma kamen, noch bevor es die Idee eines Aussteigers gab. 


Mit den Jahren begann Wessberg, sich für einen Schutz des verbliebenen Regenwaldes am Cabo Blanco einzusetzen. Der wurde damals zunehmend abgeholzt, um Platz für Landwirtschaft zu schaffen. Mit Spendengeldern aus den USA und Europa - und der zunächst zögerlichen Unterstützung der costaricanischen Regierung - gelang es ihm, das erste Naturschutzgebiet Costa Ricas zu etablieren. 50 Jahre danach hat die Natur sich die abgeholzten Flächen zurückgeholt, die Sukzession ist in vollem Gange. Wessberg, der Gründer des Nationalparks, wurde tragischerweise in den 70er Jahren ermordet, als er im Süden Costa Ricas für einen weiteren Nationalpark kämpfte. Die ganze Geschichte gibt es hier zum Nachlesen (auf Englisch).

Baumriese am Schwedenpfad

Als Reminiszenz an das Gründerpärchen kann man den Nationalpark heute auf einem Schwedenpfad und auf einem Dänenpfad durchwandern, was wir gestern auch getan haben. Der Schwedenpfad führt über vier hügelige Kilometer durch den Wald, an Bachläufen entlang bis hinunter zum Playa Cabo Blanco, einem wunderschönen Sandstrand. Ihr merkt schon, davon gibt es hier so einige. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass er gänzlich unberührt ist - drei Picknickbänke gibt es und einen Wasserhahn, sonst nichts. Nur zum Schwimmen hat es leider nicht gereicht: es geht flach rein und ist dabei sehr felsig; um zu schwimmen hätte man erst mal 50 Meter durch die Brandung über Felsen staksen müssen. Aber immerhin - sehr schön anzuschauen ist er, der Strand.



Und auch einigen Bewohnern des Nationalparks sind wir begegnet - neben Coatis und Agutis, die wir ja von unserer Hütte kennen, auch Kapuziner- und Brüllaffen. Letztere haben wir schon häufiger gehört - jetzt gerade auch wieder, von unserer Veranda aus. Aber so nah, und vor allem so laut wie dort im Park hatten wir sie noch nicht erlebt. In einem Tal waren wir auf einmal von drei Horden Brüllaffen umgeben, die jeweils im Wechsel ihr Geheul anstimmten. Dabei inszenieren sie ein beachtliches Crescendo - einer beginnt ganz leise loszuheulen, andere Stimmen ein, bis sie am Ende ein ganz schönes Getöse hinbekommen.


So sieht es also aus. Alles wunderbar soweit, und wenn morgen der Regen aufhört, dann reichen wir auch noch ein paar Bilder von der grandiosen Aussicht nach!

(wie angekündigt: grandiose Aussicht)

kurzer Gruß aus der Hängematte: mit bewegten Bildern!

Hier mal ein Experiment: ein kleiner Videoschnipsel von Fridolin in Aktion. Mehr als die paar Sekunden lässt die hiesige Internetverbindung leider nicht zu. Mit besten Grüßen aus der Hängematte!


Oh, und weil es so schön war - und wir zwischenzeitig rausgefunden haben, wie man die Einstellungen so verändert, dass die Kamera mit kleinerer Auflösung aufnimmt - hier noch ein Filmchen von Frido in Aktion. So fix robbt er sich inzwischen durch den Raum, wenn es irgendwo etwas zu erkunden gibt. Hier die Kameratasche, aber vor allem ist er ganz spitz auf unsere Flipflops und Sandalen. Wenn er gut drauf ist - oder etwas besonders Spannendes entdeckt hat, stimmt er auch noch ein Freudengeheul an, bevor er sich auf den Weg macht.

Dienstag, 24. April 2012

Strandspaziergänge und die Reise zur Schildkröteninsel

Das Bergfest ist rum – unsere Zeit in Costa Rica liegt zur Hälfte hinter uns, und wir freuen uns auf die zweite Hälfte. Wenn es so angenehm entspannt und erholsam weitergeht, wie die Reise bisher verlaufen ist, dann erwarten uns einige schöne Wochen.


Wir sind weiterhin hier in Montezuma, und werden hier auch noch ein paar Tage bleiben. Noch sind wir unten im Ort in unserem kleinen Holzbungalow, morgen werden wir dann wieder umziehen. Auf der Suche nach einem Ferienhaus sind wir schließlich doch fündig geworden – aber dazu später mehr. Für erste wohnen wir hier weiterhin Tür an Tür mit der Natur - die Bäume gleich hinterm Haus sind bewohnt von Brüllaffen, die ihrem Namen vor allem im Morgengrauen alle Ehre machen (und deren Gebrüll sehr Fridolins Freudengeheul ähnelt, wenn er etwas entdeckt, was ihn begeistert). In dem Zwischenraum unterm Haus wohnt mindestens ein Opossum, und ein schwarz-weißes felliges Tier mit buschigem Schwanz, das wir erst mal als Stinktier einsortiert haben (wir haben uns noch nicht getraut nähere Nachforschungen anzustellen). Und sowieso gibt es hier allerlei Vögel, Leguane, Eidechsen und Geckos - letztere auch gerne im Haus.

erst mal sind wir noch hier (und nächtigen unter
dem roten Spitzdach in der Bildmitte)
Vorgestern haben wir einen kleinen Ausflug unternommen, und sind rausgefahren zur Isla Tortuga, zur Schildkröteninsel. Allein die Fahrt dorthin war schon prächtig – mit einem Motorboot ging es recht flott durch die Wellen, immer an der Küste entlang, an einem Traumstrand nach dem nächsten vorbei. Fridolin hatte für die Fahrt seine eigene Schwimmweste im Babyformat bekommen – die im allerdings, Babyformat hin oder her, doch noch etwas zu groß war. Von den Wellen, dem Röhren der Motoren und den gelegentlichen Gischt-Spritzern hat er sich nicht weiter beeindrucken, sondern vielmehr in den Schlaf schaukeln lassen.



Auf der Insel gab es einen prächtigen, weißen Sandstrand und dazu tiefblaues Meer. Schildkröten, die der Insel den Namen gegeben haben, haben wir leider keine gesehen – die sind dort wohl aber auch selten geworden, seitdem die Insel von mehr und mehr Touristenbooten angesteuert wird. Zu sehen gab es immerhin zahme Papageien und ein ebenso zahmes Wildschwein.


Dort sind wir endlich mal wieder zum Schwimmen gekommen – hier in Montezuma gestaltete sich das, wie berichtet, etwas schwierig, da die meisten Strände recht felsig sind und die Brandung sehr stark, so dass man an den meisten Stellen nur in der auslaufenden Brandung planschen kann, aber nicht richtig rausschwimmen. Das war auf der Isla Tortuga anders, dort konnte man sogar ein paar hundert Meter zur Nachbarinsel rüberschwimmen.


Nach einem leckeren Mittagessen am Strand ging es zum Schnorcheln; mit dem Boot sind wir etwas rausgefahren zu einem vorgelagerten Felsen, um dort die tropische Unterwasserwelt zu bestaunen. Leider waren die Sichtverhältnisse eher bescheiden – durch die Wellen war das Meer voll von aufgewühltem Sand und anderen kleinen Partikeln, so dass man nur ein paar Meter weit sehen konnte. Genug immerhin, um einen Eindruck von der bunten Vielfalt dort unten zu bekommen.


Ansonsten verbringen wir unsere Zeit weiter mit Spaziergängen von Strand zu Strand, Lesen in der Hängematte, und Planschen am Pool. Morgens früh zum Sonnenaufgang (hier gegen halb sechs), wenn es noch angenehm kühl ist, schnürt Benny seine Laufschuhe und läuft die Küstenstraße runter Richtung Cabo Blanco, ein sehr schöner Weg an allerlei kleinen und größeren Buchten vorbei.

Blick von Montezuma nach Süden -
Capo Blanco ist die Spitze links im Bild

Gestern nachmittag haben wir dann die Buchten und Strände nördlich von Montezuma erkundet, die wir schon vom Boot aus gesehen hatten. Dort schließt sich an den Ort gleich das nächste Naturreservat an, so dass die Strände alle unberührt sind und sehr wild wirken – zumal der Dschungel bis direkt an den Strand hinunter reicht. Als wir dort ankamen, hatte die Flut ihren höchsten Stand, und die Brandung lief bis an die ersten Dschungelbäume hoch.




Zurück im Hotel, gehört das tägliche Bad im Pool inzwischen zu Fridolins Favoriten: Anfangs war er noch etwas skeptisch – der Pool ist zwar für unsere Verhältnisse recht warm, aber für ihn immer noch etwas kalt. Und auch konnte er mit dem ganzen Wasser nicht so recht etwas anfangen. Das ändert sich jetzt zusehends: Inzwischen planscht er mit Begeisterung, und strampelt wild drauflo,s sobald man ihn zu Wasser lässt. Selbst die kalte Dusche, bevor es in den Pool geht, erträgt er inzwischen mit einiger Contenance – zwar mit verbissenem Gesicht, aber ohne Wehklagen.


Auch sonst macht er uns viel Freude, aber hält uns auch gut auf Trab. Er ist inzwischen sehr mobil – robbt sich hierhin und dorthin, wenn ihn etwas interessiert, und überwindet dabei auch schon mal kleine Hindernisse. Und er erzählt viel und gern – soll heißen, er brabbelt, tutet und flötet, jauchzt, quietscht und prustet, brummt, nölt und heult vor sich hin. Aber er wird auch immer anspruchsvoller, und fordert mit Nachdruck unsere Aufmerksamkeit, wenn wir ihn zwischendurch mal ablegen, oder ihn - seiner Meinung nach - nicht genug beachten.


Samstag, 21. April 2012

Vom Surferparadies ins Hippiemekka

Da sind wir wieder - immer noch auf der Halbinsel Nicoya, aber während wir zuletzt in Playa Grande noch im äußersten Nordwesten der Halbinsel waren, sind wir jetzt nur ein paar Kilometer weg von der Südspitze, dem Cabo Blanco. Wir sind jetzt quasi an dem Ort, den wir von oben von Monteverde aus in der Ferne liegen sehen konnten: von dort hatten wir an guten Tagen den Blick bis hinunter zum Golf von Nicoya und der dahinter liegenenden Nicoya-Halbinsel.


Bevor wir uns auf die Reise gemacht haben, gab es aber noch etwas zu feiern: Bennys 35. Geburtstag am letzten Sonntag. Den haben wir noch in Playa Grande verbracht, und dort standesgemäß begangen mit einem ausgiebigen, leckeren Frühstück im Grünen unter Palmen, ausgedehnten Besuchen am Strand und Planschen in den Pazifikwellen, und einem opulenten Abendessen mit verschiedenen leckeren Fischgerichten.

Eine der verschiedenen Flußdurchquerungen
auf dem Weg nach Montezuma
Um dann am Montagmorgen von Playa Grande nach Montezuma zu kommen, mussten wir also erst mal die Nicoya-Halbinsel der Länge nach durchqueren. Das war gleichzeitig ein komfortables und abenteuerliches Unterfangen - komfortabel, weil wir uns dieses mal den Luxus eines direkten Shuttles per Minibus geleistet hatten; mit öffentlichen Bussen hätte die Reise etwa drei mal so lang gedauert. Und abenteuerlich, weil es nur einige asphaltierte Straßen auf der Halbinsel gibt - größtenteils ging es über schmale, einspurige Sand- und Schotterpisten voran.

gute Aussichten: frisch angekommen in Montezuma,
erst mal die Lage peilen.
Da wir morgens früh aufgebrochen waren, waren wir schon am frühen Nachmittag in Montezuma. Wie es sich für gute Backpacker gehört, hatten wir nichts reserviert, sondern nur ein paar Tips und Empfehlungen im Gepäck - unter anderen von Laura, die hier schon mal ein paar Wochen mit ihrer Tochter verbracht hatte. Nur - das Haus, in dem sie damals untergekommen war, gibt es leider in der Form nicht mehr. Nachdem wir das in Erfahrung gebracht hatten, hieß es also erst mal Lonely Planet konsultieren und dann weiterschauen.

Das Hotel Amor de Mar...
Untergekommen sind wir dann erst mal im Hotel Amor de Mar, etwas südlich von Montezuma - wo letztes Jahr schon andere Freunde (Hauke und Johanna) mit ihrem damals halbjährigen Sohn untergekommen waren. Da die eine Empfehlung nicht hingehauen hatte, haben wir uns also an die nächste gehalten. Und wurden nicht enttäuscht - das Hotel ist ein kleiner und sehr familiärer Laden, mit gerade mal 10 Zimmern, gelegen direkt am Meer. Einen Strand gibt es nicht, dafür aber einen wunderbar grünen Rasen, der zur felsigen Küste hinunterführt, und auf diesem Rasen jede Menge Hängematten, die zwischen Palmen im Wind schwingen. Sehr lauschiges Plätzchen.

... und der prächtige Garten davor.
Nun ist das Amor de Mar zwar ein sehr angenehmer Ort, aber es ist eben auch ein Hotel. Die Zimmer, so nett sie waren, sind leider auch etwas klein; es gibt keine Küche oder ähnliches, und auf Dauer war es auch etwas teuer. Also haben wir uns auf die Suche nach einer Ferienwohnung gemacht. Das gestaltete sich leider schwieriger als gedacht: zwar gibt es schon ein paar Ferienwohnungen in der Gegend, und einige sahen im Netz sogar ganz hübsch aus. Nur hätte man für fast alle davon ein Auto gebraucht, um hin und wieder weg zu kommen. Und wenn wir uns noch ein Auto gemietet hätten, wäre das am Ende auch nicht günstiger gewesen als im Hotel.

Frido erkundet den Handtuchschwan -
etwas später war es dann geschehen um diese kleine Skulptur
Letztlich sind wir dann doch noch fündig geworden - in Form eines kleinen, sechseckigen und zweistöckigen Holzhäuschens, mit kleiner Küche und Terasse. Der Bungalow gehört zu einer kleinen Hotelanlage (passenderweise "El Jardino", der Garten), und liegt gleich oberhalb von "downtown" Montezuma - d.h., den beiden Sträßchen mit Geschäften und Bars, die das Zentrum des Dorfes darstellen.

Wickeln mit Aussicht: Fridolin auf seinem improvisierten Wickeltisch
Zu den kleinen Annehmlichkeiten gehört auch, dass wir jetzt wieder einen Wickeltisch haben - und was für einen: eigentlich wohl eher als Schreibtisch gedacht, überblickt man von dort aus den Ort, den Strand und das weite Meer. Wickeln deluxe. Fridolin allerdings ist die Aussicht eher schnuppe. Der hat gerade andere Prioritäten: in den letzten Tagen ist er wesentlich besser darin geworden, sich zu einem Ziel hinzurobben. Wenn er auf dem Boden liegt und etwas erspäht, das ihn interessiert, stößt er erstmal ein kleines Begeisterungs-Geheul aus, und robbt sich dann zielstrebig zum Objekt seiner Begierde (gerne Flipflops, die auf dem Boden rumliegen, aber auch Stuhl- oder Tischbeine. Einen Meter oder zwei kriegt er so auch schon zurückgelegt.


Allerdings ist unsere neue Bleibe relativ laut. Das liegt nicht so sehr am Ort selbst - dort unten gibt es zwar auch die eine oder andere Party, und ab und zu kommt ein Bus an, aber davon zieht nur manches den Hang hinauf. Viel lauter ist tatsächlich die Pazifikbrandung, und das ganze Wildleben um die Bude herum. Heute morgen wurden wir erst mal von den Brüllaffen geweckt, die in den Bäumen gleich hinterm Haus leben, und ihrem Namen alle Ehre machen. Außerdem bekommen wir gerne mal Besuch von Krabben, und gestern abend auch eine Art von Wiesel, beide allerdings eher ruhige Vertreter. Und dann sind da natürlich noch die Geckos, mit denen wir die Hütte teilen: als Mitbewohner gerngesehen, da sie Mücken und Falter dezimieren, dafür nimmt man dann auch gerne ihr schallendes Lachen in Kauf. Und dann haben wir natürlich noch jede Menge Vögel um uns herum, die uns von morgens bis abends ein Konzert bereiten. Fridolin übrigens lässt sich von der Geräuschkulisse nicht weiter beeindruckend, sondern schläft nach wie vor prima. Wenn überhaupt, lässt er sich von den Brüllaffen eher inspirieren: in den letzten Tagen hat er sich einen neuen Ruf zugelegt, den er hören lässt wenn ihn etwas besonders fasziniert oder begeistert.


Montezuma selbst ist ein sehr entspanntes Nest, das sich über mehrere Buchten an der Küste entlangzieht. Hinter dem Strand beginnt gleich der dichte Dschungel, der sich die Berge hochzieht. Vor etlichen Jahren war es wohl ein Mekka für Hippies und Aussteiger aller Art, die sich am Strand niedergelassen haben. Inzwischen haben aber außer den Aussteigern auch Rucksackreisende und - etwas zahlungskräftigere - Yoga- und Esoteriktouristen den Ort entdeckt. So dass neben den Aussteigerhütten am Strand inzwischen auch Vier-Sterne-Yoga-Hotels zu finden sind. In den Bergen oberhalb des Ortes finden sich inzwischen auch einige ziemlich prächtige Villen mit Panoramablick, eigenem Pool und Tennisplatz.

die "Hauptstraße" von Montezuma
- danach hört der Ort dann auch schon wieder auf.
Der Ort selbst ist aber noch fest in der Hand des internationales Backpackertums. Rollkoffer sieht man kaum, Rucksäcke dafür überall, vor allem Abends, wenn der Bus aus San José gerade einen neuen Schwung Besucher gebracht hat. Dementsprechend ist der ganze Rhythmus des Ortes nach wie vor angenehm entspannt.

Selbst das gibt es hier - Mülltrennung auf Costaricanisch
Und die Landschaft drumherum ist schlicht grandios. Die Brandung ist, je nach Tageszeit, sogar noch etwas stärker als in Playa Grande. So stark jedenfalls, dass wir uns noch nicht ins Meer getraut haben, in Kombination mit den vielen Felsen schien uns das doch etwas riskant.  Das Schauspiel ist dafür aber um so eindrucksvoller, wenn die riesigen Wellen sich am Strand brechen und die ganze Küste in einem Nebel aus Gischt liegt, gerade zum Sonnenauf- und -untergang.



In den Bergen hinter dem Ort gibt es dann auch noch einen kleinen Wasserfall, den wir uns gestern erwandert haben. Da wir hier gerade am Ende der trockenen Zeit sind - die regnerischen Monate stehen kurz bevor - war der Wasserfall nicht ganz so mächtig. Andererseits war so auch der Weg etwas weniger beschwerlich - hoch zum Wasserfall muss man nämlich durch das Flussbett, und dort von Fels zu Fels hüpfen. Was beim jetzigen Wasserstand ganz gut ging, in der Regenzeit aber etwas abenteuerlicher sein kann.

Die Regenzeit hat übrigens in den letzten Tagen schon ihre ersten Vorboten geschickt - jeweils nachmittags oder am frühen Abend hatten wir heftige tropische Regengüsse, zum Teil auch noch kombiniert mit Gewittern. Beim ersten, und bisher stärksten, Gewitter war dann auch gleich erst mal für ein paar Stunden der Strom weg. Pünktlich zum Abendessen - so dass die beiden Restaurants am Ort, die einen eigenen Generator haben, an diesem Abend besonders gut verdient haben.




Samstag, 14. April 2012

Ruhige Tage im Strandidyll

mächtig stolz: Fridolin probiert zum ersten mal, wie es sich auf seinem eigenen Stuhl sitzt

Wir sind nach wie vor hier in Playa Grande, und genießen die Ruhe in diesem Strandidyll. Viel zu berichten gibt es nicht, denn es passiert auch nicht sehr viel hier - anders als in Monteverde, wo es allerlei zu erkunden und zu entdecken gab, gilt es hier nur das Leben zu genießen.


Die Tage gehen schon früh los - morgens um halb sechs meldet sich Fridolin meistens, und da es dann schon hell wird, ist er auch nicht mehr richtig zum Schlafen zu bewegen. Benny nutzt dann manchmal die morgendliche Kühle für einen Lauf am Strand oder durch die Wälder dahinter, oder wir gehen zu dritt schon mal an den Strand, um vor dem Frühstück etwas zu schwimmen. Frühstück machen wir uns dann selbst - meist Müsli mit frischen Früchten aus dem kleinen Laden um die Ecke.

die grüne Hütte ist der "Supermarkt" von Playa Grande

Dann bleiben noch zwei bis drei Stunden, bis es richtig warm wird - Zeit für einen Spaziergang am Strand, oder um Wäsche zu waschen, andere Teile von Playa Grande zu erkunden, oder sowas. Mittags flüchten wir uns dann meist vor der Hitze in unser gekühltes Schlafzimmer, und kommen erst gegen vier wieder raus, wenn die Sonne nachgelassen hat und der Wind wieder stärker weht. Dann geht es meist noch mal an den Strand, wo wir uns (abwechselnd) in den Pazifikwellen vergnügen, während Fridolin unter seinem Sonnenschirm den Sand durchwühlt.


Das Schwimmen im Pazifik ist ein Erlebnis: Playa Grande hat eine ziemlich starke Brandung, nicht umsonst ist der Ort bei Surfern sehr populär. Schwimmen lässt es sich aber ganz gut, wenn man keine Angst vor hohen Wellen hat - zumindest gibt es keine starke Drift oder Strömungen, mit denen man vorsichtig sein müsste. Außer bei Surfern und Schwimmern ist der Strand auch bei Pelikanen sehr populär, die sich hier von morgens bis abends ihr Essen aus den Wellen fischen. Dabei segeln die Vögel gerne über den Wellen, wenn diese gerade dabei sind zu brechen - was noch mal besonders spektakulär aussieht.


Zum Sonnenuntergang - schon gegen sechs Uhr abends - wird es dann meist noch mal etwas voller am Strand: die einen kommen, um im letzten Tageslicht zu surfen, die anderen, um ihnen dabei zuzusehen, und zu schauen wie die rotglühende Sonne romantisch im Pazifik versinkt. Danach gibt es Abendessen - entweder wir kochen uns selbst etwas Kleines in unserer Mini-Küche, oder wir gehen in eines der drei Restaurants am Ort.


Playa Grande ist ein etwas merkwürdiger Flecken, man kann es sich in etwas vorstellen wie ein halbfertiger Villenvorort in einem Naturschutzgebiet. Der Ort liegt auf einer Halbinsel: im Westen liegt der Pazifik, im Osten ein Fluß mit Mangrovenwald, und im Süden mündet dieser Fluß ins Meer. Der größere Teil der Halbinsel ist Naturschutzgebiet - auf der einen Seite der Mangrovenwald, und auf der anderen Seite der Strand selbst, und ein angrenzender Streifen von vielleicht 50 Metern Breite dahinter, so dass es keine Bebauung bis an den Strand hinunter gibt. Wenn man am Strand steht, sieht man daher von dem Ort praktisch nichts; die Häuser verschwinden alle hinter Bäumen und Sträuchern.


Der Ort selbst besteht größtenteils aus Ferienhäusern reicher Amis - zum Teil recht opulent geraten, sowie einigen Hotels und Hostels. Die Grundstücke sind allerdings erst zu einem Viertel bebaut - und so gibt es zwischen den Häusern immer mal wieder größere Flächen mit Wald- und Buschland. Und auch von den fertigen Häusern scheint das meiste zum Verkauf zu stehen - Ausläufer der Wirtschaftskrise? Jedenfalls geht es dadurch sehr ruhig und beschaulich zu hier, nach drei Tagen kennt man schon die meisten anderen Gäste (wobei Fridolin natürlich enorm behilflich ist). Und Playa Grande ist zwar alles andere als autofrei - wir sind wohl mit die Einzigen ohne eigenes Auto. Dafür gibt es aber insgesamt so wenig Verkehr, dass es manchmal fast autofrei scheint. Ruhig genug jedenfalls, dass sich die Leguane gerne mitten auf der Straße sonnen (besser gesagt der Staub- und Schotterpiste, die hier als Straße dient).


Auf der anderen Seite der Flussmündung - von hier aus im Süden gesehen - liegt die Antithese zu Playa Grande: Playa Tamarindo ist touristisch bestens erschlossen, im Gegensatz zu Playa Grande auch verkehrsmäßig gut angebunden, und gut bestückt mit Hotels in allen Preisklassen. Seit unserer Ankunft mussten wir nur einmal rüber nach Tamarindo (um Windel und Mückenspray zu besorgen, die gab es hier nicht mehr, und um unsere Weiterreise zu organisieren). Wir waren fast ein wenig erschlagen von all dem Trubel, der dort wieder auf uns einschlug; so schnell hatten wir uns an die Ruhe in Playa Grande gewöhnt.

Fridolin genießt die Ruhe in Playa Grande -
hier in der Hängematte vor unserer Wohnung


Morgen ist dann schon wieder unser letzter Tag hier. Übermorgen geht es dann weiter nach Montezuma, einen Küstenort ein ganzes Stück weiter südlich, von dem wir - von verschiedenen Freunden und bekannten - schon allerlei gutes gehört haben. Wir sind also freudig gespannt. Da die Tour mit dem öffentlichen Bus etwas kompliziert und beschwerlich geworden wäre, haben wir uns für diesen Trip dann mal den Luxus eines Shuttles gegönnt - ein Minibus für Touristen, der uns am Montag morgen gleich hier abholen wird, und uns dann direkt nach Montezuma bringt.