Donnerstag, 17. Mai 2012

Bei Delphinen, Kolibris und Faultierbabys

Playa Chiquita ist der ideale Strand für Leute mit kleinen Kindern - und das ist einer Naturkatastrophe zu verdanken. Vor 20 Jahren gab es hier ein starkes Erdbeben, das zwar nur wenige Gebäude zerstört hat, und umgekommen ist auch niemand – einfach weil hier so wenige Menschen leben, und es fast keine Häuser gibt, die mehr als ein Stockwerk haben. Für die Natur war das Beben aber verheerend: die Küste hat es um mehr als einen Meter angehoben, und das Korallenriff vor der Küste lag damit auf dem Trockenen. Zum Tauchen und Schnorcheln ist es hier daher nicht mehr so toll: lebendige Korallen gibt es erst etwas weiter draußen.


Dem Beben ist es aber zu verdanken, dass aus dem vorher sehr schmalen Strand ein prächtiger breiter Sandstrand geworden ist, mit vielen schattenspendenden Palmen und Noni-Bäumen. Und außerdem sind durch die ehemaligen Korallenbänke eine Reihe kleiner Becken am Strand entstanden, in denen sich das Wasser bei Flut sammelt und in denen es sich hervorragend plantschen lässt.

 

Das Wasser ist glasklar, und vom Wellengang bekommt man nur ein sanftes Plätschern mit. Fridolin findet das natürlich toll und hopst, auf Mamas Bein sitzend, begeistert auf und ab, und begrüßt jede kleine Plätscherwelle mit seinen originellen Freudenlauten. Hatte er am Pazifik noch etwas Respekt vor der Brandung gezeigt, ist er jetzt vollauf begeistert von Strand und Wellen und Brandung.

 

Unsere Unterkunft in Playa Chiquita war ein kleines Häuschen in einem Garten voller Vögel, Schmetterlinge, Echsen und – Spinnen. Recht große Spinnen, die beeindruckende Netze spannen. Zum Teil waren die Netze mehrerer Spinnen zu ganzen Vorhängen verwoben – besonders gerne zwischen den Telefonleitungen. Netterweise haben sie ihre Netze aber nur außerhalb der Häuser aufgespannt, und auch dort meist mit Abstand. Und vielleicht ist es ja auch den Spinnen zu verdanken, dass wir relativ wenig Ärger mit Mücken haben. 

 

Auch die Echsen sind lustig, hier gibt es nämlich welche, die sich auf die Hinterbeine erheben, wenn sie losrennen. Wie im Dinosaurier-Film! Und die Hälfte der Zeit sind wir quer über die Wiese gegangen, um in unsere Hütte zu kommen, weil in dem Busch direkt am Weg zu unserer Hütte ein Kolobri nistete. Zwei Eier lagen im Nest, nicht größer als Haselnüsse. Leider haben wir nicht mehr gesehen, wie die Kleinen geschlüpft sind.

Aber auch außerhalb unseres Quartiers hatte die Tierwelt einiges zu bieten: Von Manzanillo aus machten wir eine Tour mit einem kleinen Boot, um Delphine zu sehen. In einer Bucht ein paar Kilometer südlich leben gleich mehrere Gruppen, also Schulen, und nachdem wir eine Weile Ausschau gehalten hatten, tauchten rund um uns, mal hier, mal dort, mal näher, mal ferner, immer vier, fünf Delphine auf, manchmal sogar richtige Familien mit Delphinbabys. 


Stundenlang hätte man so im Boot sitzen und den Delphinen bei der Arbeit zuschauen können. Kunststücke haben sie leider nicht gemacht, dafür waren sie viel zu beschäftigt mit Jagen. In Manzanillo hatten wir noch kurz Gelegenheit zum Schnorcheln – das Wetter war gut und das Meer ruhig. Zwar hat das Riff auch hier unter dem Erdbeben gelitten, aber auch so dient es vielen bunten Fischen als Versteck.


Zwischendurch sind wir ins Nachbardorf gelaufen, wo es ein Wildlife Rescue Centre zu besichtigen gibt. Vögel, die sich einen Flügel gebrochen haben, Faultiere, die vom Baum gefallen sind, Affenbabies, deren Mutter überfahren oder von Jägern gefangen wurde – all so etwas findet sich dort. Oder auch Schlangen, die überraschte Nachbarn in ihren Badezimmern gefunden haben.


Highlights waren die Faultierbabies, von denen es leider einige dort gab: die Faultiere lassen sich besonders gern von Stromleitungen nutzen, bzw. nutzen die Stromleitungen um, kopfüber wandernd von A nach B zu kommen. Dabei geschieht es leider schon mal, dass die Faultiermama eins gewischt bekommt – und das Faultierbaby so zum Waisen wird. Sehr tragische Geschichte – dabei sind Faultierbabies unglaublich niedlich anzusehen. Wenn wir nicht schon solch ein süßes Baby hätten, hätten wir uns vielleicht eines eingesteckt.

Das zweite Highlight war das junge Ozelot – eine Wildkatze, ein kleinerer Verwandter des Jaguars. Dieses Junge war zum Waisen geworden, weil Wilderer seine Mutter erlegt hatten, und wächst jetzt im Rescue Centre auf – um hoffentlich eines Tages wieder in die Wildnis entlassen zu werden.

An den übrigen Tagen haben wir uns jeden Tag einen anderen Flecken am Strand gesucht, um Planschbecken, Schattenplätze und Schwimmmöglichkeiten auszuprobieren. Letztere sind leider etwas eingeschränkt durch die Korallenfelsen, die die tollen Becken bilden. Und so haben wir uns nach einer knappen Woche von unseren sehr netten italienischen Gastgebern und ihrem knapp drei Monate alten Baby verabschiedet, um noch mal eine andere Bleibe auszuprobieren – ein Häuschen fast direkt am Strand. 


Dazu sind wir mit dem Bus ins nächste Dorf gefahren, nach Punta Uva (gelegen zwischen Manzanillo und Playa Chiquita – es geht also etwas hin und her). Dort bewohnen wir jetzt ein wunderschönes und geräumiges Holzhäuschen fast direkt am Strand, umgeben von einem großen parkähnlichen Gelände. Zum Haus gehört eine große Veranda mit Hängematten, von der aus sich die Vögel, Schmetterlinge und die Brüllaffen in den umgebenden Bäumen beobachten lassen. Näher am Strand, als wir jetzt sind, dürften wir auch gar nicht sein: da wir hier in einem Naturschutzgebiet sind, dürfen die ersten 50 Meter vom Strand aus nicht bebaut werden. Etwas weiter südlich kann man gerade bewundern, wie eine große Hotelanlage abgerissen wird, weil die Besitzer sich über diese Regel hinweggesetzt hatten - und damit vor Gericht gescheitert sind.


Und es gibt einen prächtigen Holzfußboden, auf dem Fridolin seine Krabbelfertigkeiten zur Perfektion bringen kann: inzwischen ist er ganz schön flott, und legt auch schon mal einige Meter zurück, wenn etwas seine Aufmerksamkeit geweckt hat. Und er kann dort an der nächsten Herausforderung arbeiten: dem aufrechten Sitzen.

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